Das Studentenwohnhaus am Lendplatz ist als selbstorganisierter Gemeindebau für Studierende ein außergewöhnliches Beispiel für ein gemeinschaftliches Wohnprojekt in öffentlicher Hand. Die Entwicklung des Projekts hat im wesentlichen fünf Akteure, die in ihrem Zusammenwirken zur Entstehung des gemeinschaftlichen Wohnprojekts – „Ein Haus für Studenten“ – führten. Diese sind das Vorstadthaus am Lendplatz 23, dessen Kern auf die Gründung der Platzanlage zurückgeht und sich seit 1948 im Eigentum der Stadt Graz befindet, die Altstadt-Sachverständigenkommission (ASVK) , die mittels eines negativen Abbruchbescheides den geplanten Abriss 1979 verhindert, das Studentische Wohnungsservice (SWS), das sich 1978 auf Grund der studentischen Wohnungsnot gegründet hat und gemeinsam mit der Stadt Graz und dem Architekten Volker Giencke die Revitalisierung zum Haus für Studenten umsetzte. Basis der Arbeit ist die Auseinandersetzung mit einem Gebäude, das für eine gemeinschaftliche studentische Nutzung entworfen wurde. Die Arbeit zeigt, unter welchen Voraussetzungen dieses Pilotprojekt realisiert wurde und untersucht die architektonischen Qualitäten mittels empirischer Methoden aus den Disziplinen der Architektur und der Kulturanthropologie. Dabei wird besonders auf die präzise artikulierten Übergänge zwischen Privat, Wohngemeinschaften und Hausgemeinschaft geachtet und deren Wirkungsweisen auf das gemeinsame Wohnen untersucht. Nach einem Sanierungsrückstau und Änderungen in der Verwaltung steht das Gebäude aktuell bis auf zwei Wohnungen leer. Daher wird abschließend ein Nutzungskonzept entwickelt, das auf Basis der architektonischen Qualitäten, die ein Miteinander anstatt eines Nebeneinanders artikulieren, eine Vision für eine zukünftige Nutzung entwirft.