Lea Zinnbauer

Betreuung:
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Hans Gangoly
Institut für Gebäudelehre
2022
Link zur Diplomarbeit

In einer Stadt wie Stuttgart prallen Welten aufeinander. Neben einem urbanen Gefüge mit hoher internationaler, sozialer, religiöser und kultureller Durchmischung zeichnet sich die Stadt durch zahlreiche Entwicklungsgebiete aus. Großes Potential birgt die Stadt auch am Ufer des Neckars, wo im Zuge der IBA’27 – die genau 100 Jahre nach Entstehung der Weissenhofsiedlung wieder stattfindet – versucht wird, die Innenstadt mit dem angrenzenden Stadtteil Bad Cannstatt zu verbinden. Der Zugang zum Neckar ist seit dem 19. Jahrhundert bedingt durch Gewerbeinfrastruktur fast unmöglich. Erst in den letzten Jahren veränderte sich das Verhältnis der Stuttgarter*innen zum Neckar. Der Fluss wird immer mehr als Teil der Stadtlandschaft wahrgenommen und die damit einhergehenden Qualitäten für die Stadt neu entdeckt. Vorrangiges Ziel der Masterarbeit ist es, negative Auswirkungen der Stadtentwicklung wie die Gentrifizierung oder flächenversiegelnde Urbanisierung zu minimieren.

Essenziell für das Funktionieren der produktiven Stadt ist neben der Verkehrsplanung eine stimmige Balance der Bebauungs- sowie Flächennutzung, die sich mit der Abstimmung von privat, kommerziell und öffentlich genutzten Bereichen befasst entgegenzuwirken. Genannte Parameter finden ihren Höhepunkt in einem verdichteten und durchmischten Gefüge – der Megastruktur: Dieser autarke Baukörper stellt horizontal angeordnete Stadtstrukturen in Frage und versucht alternativ ein lebenswertes Miteinander anzubieten. Dies bedingt, dass der Fußabdruck des Entwurfs, ohne Qualitätsverlust auf ein Minimum reduziert wird. Um die Baumasse des sensiblen Giganten so effizient wie möglich zu verteilen, macht sich der Entwurf bestehende Gegebenheiten zu Nutze und fügt sich in die umliegende Umgebung der Stadt Stuttgart (Gaskessel, Wasen, Stadion, Porsche Arena, Industrie) stimmig ein: Das 1,8 km lange, 32,6 m breite und 82 m hohe Gebäude positioniert sich direkt über der bauplatzprägenden Bundesstraße (B10/14). Es vermittelt somit zwischen neu geschaffenen Parkanlagen, Freizeitflächen, Anbauflächen und attraktiven Aufenthaltszonen am Neckarufer. Dieses Naherholungsgebiet fungiert als städtebauliche Erweiterung der Parkanlagen Villa Berg, Schlossgarten und Rosenstein. Die Gebäudekontur folgt dem Verlauf des Neckars und entschärft die derzeitig vorhandene Barriere (B10/14) zwischen Stadt und Fluss. Um einem Verlust der Individualität innerhalb der geplanten Megastruktur entgegen zu wirken, ist die Fassade von einem rhythmischen Raster geprägt und verleiht dem großen Volumen Ruhe. Im Inneren hingegen ermöglicht das Tragwerk eine flexible und offene Grundrissgestaltung, welche mittels einer Grundrissfibel einen Pool an Wohnungsgrundrissen bereitstellt. So entsteht ein identitätsstiftender, durchmischter sowie lebendiger Stadtteil, der ausreichend Platz für das gemeinschaftliche Leben bietet, aber auch dem Wunsch nach privatem Rückzug gerecht wird.